Transversale

Die Transversale Eberstadt – Adelsheim (K 3972) ist notwendig!

In der Dezember-Sitzung 2020 hat der der Kreistag das Projekt gegen die Stimmen der AfD eingestellt. Wir halten es nach wie vor für notwendig. Die Transversale Eberstadt-Adelsheim muss als Landesstraße gebaut werden. 

Grundidee der Transversale ist die ortsdurchfahrtsfreie Anbindung der Städte Buchen und Walldürn an die B292 (neu) und damit im weiteren Verlauf dann auch an die A81. Zudem sollen die stark belasteten sowie teilweise noch dazu unübersichtlichen Ortsdurchfahrten in Bödigheim, Seckach und Zimmern auf diese Weise verkehrlich entlastet und Verbesserungen bei der Hilfsfristeinhaltung im Rettungsdienst erreicht werden. 

(Auszüge aus der Beschreibung des Projekts in der öffentlichen Vorlage zur Kreistagssitzung am 07.12.2020, Vorlage K/2020/051.)

 

Link zu der Original Übersichtskarte des Kreistages: 

Unsere Rede im Kreistag am 07.12.2020 

 
„Falls heute die Einstellung der Transversale beschlossen wird, dann ist das in vielerlei Hin-sicht bedauerlich.
 
Man stellt, Zitat, „fortbestehende infrastrukturelle Defizite im Straßennetz“ fest. Aber man kann sie nicht angehen. Denn selbst wenn man die Transversale bauen würde, dann müsste man zehn Tierarten schützen und dafür die zulässige Geschwindigkeit auf 30 km/h reduzieren. Das klingt wie ein Schildbürgerstreich. Man will ein paar Tiere nicht gefährden, aber da-für nimmt man weiter die Gefährdung der Anlieger und der Kinder in Kauf – deren Schulweg teils direkt an einem wichtigen Zubringer zur Autobahn liegt. Von den zehn zu schützenden Tierarten sind sechs Fledermausarten. Daher nur nebenbei: wenn Sie wissen wollen, woran Jahr für Jahr hunderttausende Fledermäuse wirklich sterben, dann empfehle ich Ihnen beim SPIEGEL den Artikel mit dem Titel „Fledermaussterben: Tod im Windrad“. 
Durch die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen würden echte Biotope geschaffen. Das wäre besonders für die Fledermäuse mutmaßlich besser als die intensiv bewirtschafteten Äcker. Die Biotope wären dann in kommunaler Hand und damit auch dauerhaft dem Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft entzogen. Hingegen würde ein Großteil der Transversale auf Ackerland errichtet und auf den Äckern können die Fledermaus-Arten sowieso nicht nächtigen. 

Auch für die Tatsache, dass über Jahre eine Vielzahl von Gutachten wertlos wurde, fehlen uns die passenden Worte. Die Daten sind, Zitat, „sozusagen in der Zwischenzeit auf dem 
Schreibtisch der Planfeststellungsbehörde veraltet“. Und, Zitat, „Die Erstellung dieser Unter-lagen würde wieder viel Zeit in Anspruch nehmen und weitere Kosten verursachen. Zumindest in Teilbereichen käme das sogar beinahe einem völligen Neubeginn gleich.“ Wir haben die Befürchtung, wir fahren mit so einer Bürokratie gegen die Wand. Natürlich nicht mit Voll-gas, sondern mit Tempo 30 - wegen der Fledermäuse! 
Dann kommen die Kosten hinzu. Wir müssen auf notwendige Infrastruktur verzichten, weil wir das Geld für andere Dinge brauchen, deren Finanzierung eigentlich gar keine Aufgabe des Landkreises ist. Beispielsweise beim GTO und den Kliniken müsste das Land viel mehr beisteuern. 

Fakt ist: Berufspendler, die Wirtschaft, ebenso wie Krankenwagen brauchen gute Straßen. Letztlich ist es skandalös, wenn sinnvolle Infrastrukturprojekte über Jahrzehnte verzögert werden, bis sie unbezahlbar werden. Da ist dem Bürger dann auch völlig egal, wer dafür verantwortlich ist. 

Wir halten die Transversale nach wie vor für notwendig. Insbesondere auch für die Rettungszeiten, die in manchen Gemeinden einfach inakzeptabel sind. 
Bei den Corona-Einschränkungen akzeptiert man unglaubliche Kosten, weil es keine vermeidbaren Toten durch eine Überlastung des Gesundheitssystems geben soll. Andererseits nimmt man aber vermeidbare Tote durch schlechte Hilfsfristen in Kauf. Da will man kein Geld in die Hand nehmen und das können wir nicht nachvollziehen. 
Laut den letzten vom SWR veröffentlichten Zahlen schaffte man in Seckach die zehn Minuten Hilfsfrist nur in 26 Prozent der Fälle, in Ravenstein sogar nur in 22 Prozent der Fälle. Noch schlimmer ist, dass vielfach nicht mal die gesetzliche Frist von 15 Minuten eingehalten wird. Die Zitate von Experten und Studien, dass dies die Überlebenswahrscheinlichkeit signifikant beeinträchtigt, erspare ich Ihnen jetzt aus Zeitgründen. Wenn die Transversale hier helfen kann, dann ist sie nicht nur eine sinnvolle, sondern eine notwendige Investition. Be-sonders die Finanzierung halten wir auch für eine Frage dessen, was politisch erwünscht ist. 

Bei Energie-Genossenschaften und im Rahmen des Netzausbaus wurde es normal, dass der Bürger zum Anteilseigner oder zum Geldgeber wird. Warum ist es also nicht möglich, dass für Straßen-Infrastruktur – so wie es bei der Strom-Infrastruktur geht – von Bürgern und davon profitierenden Unternehmen entsprechende Organisationen zur Umsetzung gegründet werden können? Wo ein politischer Wille ist, da ist auch ein Weg. 
Klassisch müsste die Transversale wohl über 30 Jahre finanziert werden, durch eine Erhöhung der Kreisumlage um einen Punkt. Besonders der Zeitraum ist nicht ohne, aber ein Punkt mehr ist auch nicht unmöglich. 

Doch wir haben auch noch eine weitere Idee: Corona machte das Homeoffice gesellschafts-fähig, wie u.a. die zum 1. November 2020 in Kraft getretene Dienstvereinbarung zur Telearbeit zeigt. Wenn 1/4 der Mitarbeiter des Landratsamtes dauerhaft ins Homeoffice geschickt werden könnten, dann könnte 1/4 der Gebäude verkauft und damit ein Teil der Transversale finanziert werden. Das ist jetzt natürlich nicht zu 100 Prozent ernst gemeint, aber wir wollen dazu auffordern, auch mal außerhalb der gewohnten Muster nach Lösungen zu suchen. 

Uns ist auch bekannt, dass schon Jahre über den Verlauf der Strecke diskutiert wurde. Aber unter den noch relativ jungen Erkenntnissen, dass die Hangsicherung und die Brücke die Hälfte der Kosten ausmachen, sollte vor der kompletten Einstellung des Projekts doch lieber nochmal die Diskussion über die Strecke eröffnet werden. Wenn diese im Tal in Richtung Zimmern endet, statt mit der Brücke, dann könnte das folglich die Hälfte der Kosten einsparen und würde trotzdem eine Autobahnanbindung ermöglichen, die durch keine Gemeinde durchgeht. 

Wir sind der Überzeugung: Wenn man den Bürgern und Unternehmen Jahre oder Jahrzehnte lang die Vision gibt, dann planen die damit. Für einige war die geplante Transversale sicher ausschlaggebend dafür, wohin sie ziehen wollten oder wo sie sich ansiedelten. Vor diesem Hintergrund kritisieren wir zudem, dass der Bürger plötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt wird, statt ihn aktiv einzubinden durch Befragung oder Abstimmung. 

Wir stimmen der Einstellung der Transversale daher nicht zu.“